Wenn sich die Wohnung um die Bewohner kümmert
In ca. 10 Jahren wird rund ein Viertel aller Deutschen über 65 Jahre alt sein – und das werden aktive, unternehmenslustige Menschen sein, die ihr Leben eigenständig gestalten möchten.
93% der Deutschen wünschen sich, so lange in ihrem eigenen Heim zu wohnen wie es nur geht. Wie lange und für wen das möglich ist, hängt größtenteils davon ab, wie viel Sicherheit die eigenen vier Wände bieten und wie viel Unterstützung digital erbracht werden kann.
Denn die Kunden aus dem „Silver Market Segment“, wie man diese Zielgruppe erstmalig in Japan genannt hat, haben andere Alltagsabläufe und andere Bedürfnisse:
• Medikamente müssen regelmäßig eingenommen und auch neu beschafft werden
• Lebensmittel zu kaufen und mehrere Stockwerke nach oben zu tragen ist nicht immer machbar
• das Bedienen von zunehmend komplexeren Haushalts- und Multimediageräten kann sich schwierig gestalten
• der Gesundheitszustand im Allgemeinen und insbesondere eine erhöhte Sturzgefahr erfordern schnelle, unkomplizierte Kommunikation mit Angehörigen oder Pflegediensten
• Ärztlicher Rat wird öfter gebraucht, aber diesen Weg auf sich zu nehmen wird zunehmend schwieriger.
Das Konzept von Ambient Assisted Living (AAL) – altersgerechtes Wohnen mit aktiven und passiven Assistenzsystemen – zielt genau auf diese Bedürfnisse älterer Menschen ab. Intelligente Medikamentenkasten, die sich merken, ob Tabletten zum richtigen Zeitpunkt genommen wurden und wann sie sich dem Ende neigen, digitale Lebensmittelbestellung am Kühlschrank, universelle Steuergeräte, Sturzmeldesysteme und Telemedizin – all das kann in eine Wohnumgebung integriert werden.
Aus der gesellschaftlichen Perspektive ist AAL eine absolute Notwendigkeit, gerade in Hinblick auf den Pflegenotstand und die mobile Generation. Diese wohnt nun weiter weg von den älter gewordenen Eltern entfernt und kann sich die kostspielige Betreuung oft nicht leisten. Die Politik ist sich dessen bewusst – es gibt mittlerweile viele Pilotprojekte und Studien hierzu und auch Krankenkassen sind eingebunden.
Die Umsetzung in der Fläche steckt aber noch in den Startlöchern – hauptsächlich wegen der hohen Komplexität und einer Vielzahl involvierter Marktakteure. Stabile Geschäftsmodelle mit klarem Business- und Refinanzierungsplan müssen erst erarbeitet werden.
Wenn Menschen in den eigenen vier Wänden bleiben wollen, ist es an diesen, sich den Bedürfnissen der Bewohner anzupassen. Und hier befindet sich eine große Chance für die Wohnungswirtschaften, den Wohnungsbestand AAL-fähig zu machen. Dies beruht auf drei Pfeilern:
– eine stabile und performante Breitbandversorgung
– eine integrierte Plattform zur Einbindung verschiedener Teledienste
– starke Kooperationen.
Ob die Wohnungswirtschaft der Besitzer und Betreiber einer solchen AAL-Plattform ist oder den operativen Betrieb auslagert – der Blumenstrauss an Gestaltungsmöglichkeiten ist groß. Wichtig ist es, sich jetzt schon als innovativer, zukunftsorientierter Anbieter auf dem Wohnungsmarkt zu positionieren und damit einen Platz in der Silver Economy einzunehmen.
Silver economy (silver market, Seniorenwirtschaft) ist ein Oberbegriff für Teile der Wirtschaft, der sich mit den Bedürfnissen und Konsumwünschen älterer Menschen beschäftigt. Viele Branchen sind von dieser Entwicklung betroffen, z.B. Wohnen, Touristik, Transport und Gesundheitswesen.
Mit dem Älterwerden der Baby-Boomer haben Unternehmen die Notwendigkeit erkannt, sich mit diesem Marktsegment näher auseinanderzusetzen. Im Vergleich zu den früheren Generationen sind die heutigen Silver-Ager deutlich aktiver, leben länger und sind somit auch ökonomisch interessanter.
Aus dem Silver Economy Konzept entsteht eine ganze Reihe neuer Sub-Märkte und Entwicklungen, wie z.B. „Gerontechnology“ – als Mischung aus „Gerontology” and “Technology” steht es für technische Lösungen, die speziell für ältere Leute entwickelt werden.
Mit diesem Artikel starten wir eine Reihe, die verschiedene Aspekte der Seniorenwirtschaft beleuchtet und konkrete Handlungsfelder für Unternehmen aufzeigt.
Stay tuned!
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